Die beeindruckende Wirkung von Musik auf unseren Körper

Kraft der Musik

Lässt du dich gerade von leiser Hintergrundmusik berieseln oder beschallst du dich via Kopfhörer mit lauten Klängen?

Ob bewusst gehört oder als Geplänkel im Hintergrund – Musik begleitet uns sowohl im monotonen Alltag wie auch beim Sport oder während besonders emotionalen Momenten. Sie ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und beeinflusst sowohl Körper als auch Psyche. Wie genau sich welche Klänge auf deinen Körper und Geist auswirken, erklären wir dir in diesem Beitrag.


«Musik ist Licht für die Seele, eine Hymne an das Leben.»
(Else Pannek)


Wenn du denkst, dass dein Gehirn beim passiven Hören von Musik keine Leistung erbringt, irrst du dich gewaltig. Dein Kopf ist nämlich selbst dann gut beschäftigt: Da sind verschiedene Tonhöhen, Akkorde und Melodien, die wir alle unbewusst zueinander ins Verhältnis setzen. Nur, wie kommt es dazu, dass die einen bei Stairway to Heaven Gänsehaut kriegen und andere während Halleluja Tränchen verdrücken?

Vom Ohr zum Hirn

Um die Wirkung von Musik zu verstehen, sollten wir beim Ohr beginnen. Dort werden die Schallwellen über feine Ohrenhärchen in elektrische Signale umgewandelt und via Hörnerv zur Hörrinde im Gehirn geleitet, wo die Musik komplex verarbeitet wird. Von der Musik werden sowohl das Kleinhirn, welches für unsere Körperbewegungen und den Gleichgewichtssinn zuständig ist, als auch das für höhere Funktionen des Bewusstseins verantwortliche Grosshirn angesprochen. Nicht zu vergessen – das limbische System, welches emotionale Vorgänge regelt und in das Lernen und die Gedächtnisbildung involviert ist. Folglich sind der Genuss und das künstlerische Verständnis von Musik ohne das Mitwirken des limbischen Systems nicht möglich. Dieses übernimmt, unter Mitwirkung des Belohnungssystems auch die emotionale Verarbeitung der Musik. Weil diese Strukturen des Gehirns unabhängig vom bewussten Willen arbeiten, können wir uns der Wirkung von Musik nur sehr schwer entziehen. Zudem ist bekannt, dass insbesondere Tempo und Rhythmus einen besonders grossen Einfluss auf körperliche Funktionen wie den Herzschlag haben.

Körperliche Reaktionen auf Musik

Verschiedene Studien untersuchten den Zusammenhang zwischen Musik von grossen Barock- und Klassikkomponisten und kardiovaskulären Reaktionen. Die Musik J. S. Bachs zeigte in diversen Studien einen positiven Einfluss auf Blutdruck und Herzfrequenz – sowohl beim Menschen wie auch beim Tier. So wiesen beispielsweise die Teilnehmenden einer Untersuchung bei der Rezeption der Kantate Nr. 169 von J. S. Bach einen bedeutend niedrigeren Puls und eine verminderte Herzratenvariabilität auf.

Hast du dich schon mal geachtet, was Musik mit deinem Körper macht? Probier’s aus und werde dir deine Körperreaktionen beim Musikhören bewusst!

Musik und unsere Emotionen

Nicht nur unser Herz reagiert auf Musik - auch unsere Gefühle lassen sich von Klängen, Rhythmen und Melodien beeinflussen. Wie bereits beschrieben, spricht Musik unser limbisches System an und steht somit in direkter Verbindung mit unserem Gedächtnis. Das erklärt, weshalb uns ein Song sofort in eine Situation zurückversetzen kann, auch wenn diese schon Jahre her ist. Oder aber auch warum wir den ersten Liebeskummer alleine durch eine alte CD nochmals durchleben können.
Nebst den Erinnerungen, die in Verbindung mit Musik in unserem Gehirn gespeichert sind, schüttet unser Körper je nach Art der Musik verschiedene Hormone aus, was unser Gefühlserleben zusätzlich verstärken kann. Folglich steckt eine Emotion nicht in der Musik und berührt uns nicht alle gleich. Vielmehr steckt sie im Inneren des Menschen, der die Musik hört. Das Entstehen von verschiedenen Emotionen beim Musikhören beruht stark auf unserem inneren Gemütszustand. Die Musik hilft lediglich, diesen Zustand zu verstärken und erfasst nur emotionale Reaktionen in Menschen, die diese Emotionen bereits erfahren haben. Nicht zuletzt gilt Musik als jene Kunst, die uns Menschen am meisten berühren kann.
Auch blosse Geräusche, die nicht unter die Definition von Musik fallen, können starke Emotionen auslösen. Denke beispielsweise an das Quietschen einer Kreide auf der Wandtafel. Das Hören dieses Tones löst bei sehr vielen Unbehagen aus und kann sogar Schmerzen verursachen. Letzteres weist auf das Thema Musik und Gesundheit hin. Neben dem Zusammenhang zwischen Emotionen, Stimmung und Musik konnten diverse Studien einen Effekt von Musik auf die Gesundheit nachweisen.

Musik und Gesundheit

Eine Vielzahl von Studien berichten, dass unser Körper und Körperfunktionen wie Atmung, Herzfrequenz oder Körperspannung durch Musik beeinflusst werden. Leider gilt dies auch für den Einfluss von «unmusikalischem» Lärm, der unter anderem zu Schlafproblemen, Kopfschmerzen, erhöhter Reizbarkeit und zu Bluthochdruck führen kann.
Weiter kann Musik auch eine stressmindernde Wirkung zugeschrieben werden. So zeigte eine Studie aus dem Jahr 2013, dass Personen, welche während eines standardisierten Stresstests Entspannungsmusik hörten, signifikant tiefere Cortisolwerte im Blut aufzeigten, als Personen, denen das Geräusch von plätscherndem Wasser oder keine akustischen Reize präsentiert wurden. Auch in der Schwangerschaft und bei der Geburt zeigt Musik nachweislich eine entspannende Wirkung. So kann Musik im Kreissaal entspannend, schmerzlindernd und stressreduzierend wirken.


«Music is the medicine of the mind»
(John A. Logan)


Wir kennen nun die Verbindung von Musik und unseren Emotionen und wissen, dass Musik verschiedene positive Effekte auf unseren Körper und unsere Gesundheit haben kann. Abschliessend richten wir den Blick nun noch auf die Wirkung von Musik beim Sport.

Wie sieht es bei dir aus, gehörst du zu den Menschen, die mit Stöpseln in den Ohren und laut Musik hörend Sport treiben? Nutzt du vielleicht sogar spezifische Songs, um dich zu sportlicher Höchstleistung zu treiben? Egal ob du bereits mit Musik in den Ohren über die Felder läufst, beim Sport im Freien lieber den Geräuschen der Natur lauschst oder nach dem Beat der Musik im Fitnessstudio trainierst. Wir haben nachfolgend einige interessante, wissenschaftliche Erkenntnisse über den Effekt von Musik im Sport für dich zusammengetragen.

Musik und Sport

Rhythmus und Tempo von Musik haben einen signifikanten Einfluss auf Laufgeschwindigkeit, Ausdauer und Erholung. Folglich lohnt es sich, bei einem Ausdauertraining, insbesondere im Laufsport, eine in Tempo und Rhythmus passende Musik abzuspielen. Wichtig dabei ist, dass Tempo und Belastungsgrad dem persönlichen Leistungsstand des Sportlers, der Sportlerin angepasst sind.
In einer Studie mit Läuferinnen und Läufern gelang es, mithilfe der musikalischen Tempi und Rhythmik der Musik, die Rundenzeiten der Läuferinnen und Läufer entsprechend dem Tempo der Musik zu steigern. Auch die Erholung nach einem Training lässt sich, gemäss aktuellem Stand der Forschung, durch das Anhören von Musik positiv beeinflussen.
Musik wirkt sich im Sport nicht nur auf Leistung und Erholung positiv aus. Vielmehr zeigt sie nachweislich positive psychologische Effekte: Sportlerinnen und Sportler, die zu Musik trainieren, geniessen ihr Training weitaus mehr und empfinden die Trainingseinheiten als angenehmer und weniger belastend. Es ist erwiesen, dass Musik Ausdauervermögen und Durchhaltewillen positiv beeinflusst.

Musik: «Natürliches Doping»

Eine Übersichtsarbeit der auf dem Gebiet vorliegenden Studien aus dem Jahr 2012 zeigte im Amateurbereich vor allem eine Minderbeachtung der Missempfindungen bei intensiven Sporteinheiten und ein dadurch besseres Erreichen der Ausbelastung - dank Musikbeschallung. Dabei könne die Toleranzerhöhung eine Leistungssteigerung bedeuten (ähnlich des chemischen Dopings). Diese Tatsache kann über die neurohumorale Verschaltung des limbischen Systems mit der Schmerzempfindung als natürliches «Doping» angesehen werden. Entsprechend ist die Musikbeschallung bei Ironman-Wettkämpfen und auch für professionelle Marathonteilnehmende untersagt.
Bei deinem Ausdauertraining kannst du folglich mit gezieltem Einsatz von Musik deine Leistung verbessern und fühlst dich dabei noch gut und zufrieden. Klingt toll, nicht? Dann probiere es aus und teile deine Sporterlebnisse auf Instagram (psychische.gesundheit.zug) oder Facebook (Psychische Gesundheit Zug) mit uns. Wir freuen uns!

 

Referenzen:
Gasenzer, E.R., Leischik, R. (2018). Musik, Puls, Herz und der Sport. Herz 43, 43–52
Lee, S. & Kimmerly, D. (2016). Influence of music on maximal self-paced running performance and passive post-exercise recovery rate. J Sports Med Phys Fitness 56 (1–2): 39–48.
Leventhall, G., Pelmear. P. & Benton, S. (2003). A Review of Published Research on Low Frequency Noise and its Effects. UK Department for Environment, Food and Rural Affairs.
Stork, M. J., Kwan, M. Y. W., Gibala, M.J. & Martin Ginis K. A. (2015). Music enhances performance and perceived enjoyment of sprint interval exercise. MedSci Sports Exerc 47: 1052–1060.
Van Dyck, E. M. B., Buhmann, J., Demey, M., Coorevits, E., Dalla Bella, S. & Leman, M. (2015). Spontaneous entrainment of running cadence tomusic tempo. SportsMedOpen 1:15.
Wulff, V., Hepp, P., Fehm, T. & Schaal, N. K. (2017). Musik in der Geburtshilfe: eine Interventionsmöglichkeit zur Anspannungs-, Schmerz- und Stressreduktion. Geburtshilfe und Frauenheilkunde; 77: 967-975.

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