Wir müssen reden...
Was geht in deinem Kopf vor, wenn dein Gegenüber zu dir sagt: «Wir müssen miteinander reden»? Löst dieser Satz Unbehagen aus, oder bleibst du entspannt und bist neugierig, was dir die Person sagen möchte?
Diese Fragen stellen wir dir nicht ohne Grund. Denn der Satz «Wir müssen miteinander reden» ist wohl einer der berühmtesten Einleitungen für Gespräche, die in den Köpfen der Menschen eine Vielzahl von Emotionen und Gedanken auslösen können. Dieser Satz kann als eine Art Auslöser für innerliche Reaktionen betrachtet werden, die von Neugier über Angst bis hin zu Vorfreude reichen können. Natürlich muss nicht immer eine negative Nachricht dahinterstecken, meist lässt der Satz jedoch nichts Gutes vermuten.
Schwierige Gespräche gehören zu unserem Leben dazu, ob es uns lieb ist oder nicht. Sie können sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext auftreten und fallen uns meist schwer. Solche Gespräche erfordern Fingerspitzengefühl, emotionale Intelligenz und effektive Kommunikationsstrategien, um erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen. Sie können herausfordernd sein und belastend wirken. Wie gehst du mit schwierigen Gesprächen um? Bereiten sie dir Sorge und fühlst du dich unsicher, vielleicht gar überfordert?
In diesem Beitrag möchten wir dir Tipps mitgeben, die dir helfen können, schwierige Gespräche sicher und souverän zu führen.
Was sind schwierige Gespräche?
«Schwierige Gespräche» beziehen sich auf Kommunikationssituationen, die aufgrund ihrer emotionalen oder inhaltlichen Komplexität anspruchsvoll und herausfordernd sind. Solche Gespräche können auf verschiedenen Ebenen Schwierigkeiten aufweisen:
- Emotionale Belastung: Gespräche, die mit starken Emotionen wie Wut, Trauer, Angst oder Frustration verbunden sind, gelten oft als schwierig. Die emotionale Intensität kann die Fähigkeit zur klaren Kommunikation beeinträchtigen.
- Konflikt und Meinungsverschiedenheiten: Gespräche, die Meinungsverschiedenheiten, Konflikte oder ungelöste Differenzen behandeln, können schwierig sein. Die Bewältigung von unterschiedlichen Standpunkten erfordert Geduld, Verständnis und Kompromissbereitschaft.
- Unangenehme Themen: Themen, die als unangenehm, heikel oder tabu betrachtet werden, können Gespräche schwierig machen. Solche Gespräche erfordern Sensibilität und die Fähigkeit, respektvoll und einfühlsam zu kommunizieren.
- Wichtige Entscheidungen: Gespräche, die wichtige Entscheidungen, Veränderungen oder Konsequenzen beinhalten, können als schwierig wahrgenommen werden. Die möglichen Auswirkungen dieser Entscheidungen können Spannungen erzeugen.
- Unklarheit oder Unsicherheit: Wenn die Situation oder die Erwartungen unklar sind, kann dies zu Unsicherheit führen und das Gespräch erschweren. Klarheit und Transparenz sind wichtig, um solche Gespräche zu erleichtern.
- Machtungleichgewicht: Gespräche zwischen Personen mit unterschiedlichen Machtpositionen können schwierig sein, da das Machtgefälle die Kommunikationsdynamik beeinflussen kann.
- Verletzte Gefühle: Wenn zuvor verletzte Gefühle oder Missverständnisse im Raum stehen, kann dies die Kommunikation erschweren. Das Wiederherstellen von Vertrauen und Verständnis ist in solchen Fällen entscheidend.
- Zeitliche Begrenzungen: Gespräche, die unter Zeitdruck stehen oder kurzfristig geführt werden müssen, können schwierig sein, da es weniger Raum für Reflexion und sorgfältige Kommunikation gibt.
Insgesamt kann ein Gespräch als schwierig betrachtet werden, wenn es die Fähigkeiten zur effektiven Kommunikation, zur Konfliktbewältigung und zur Lösungsfindung herausfordert. Schwierige Gespräche erfordern oft besondere Aufmerksamkeit, Geduld und die Anwendung von spezifischen Kommunikationstechniken, um erfolgreich abgeschlossen zu werden.
Kommunikationstechniken
- Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg: Egal ob es um private oder berufliche Gespräche geht, eine gründliche Vorbereitung ist unerlässlich. Kläre vorab deine Ziele und Erwartungen für das Gespräch. Sammle relevante Informationen und denke über mögliche Lösungen nach. Dies hilft dir, selbstbewusst und kompetent aufzutreten. Du kannst dir die wichtigsten Dinge auch notieren und deine Notizen mit an das Gespräch nehmen, dies gibt dir in der Situation zusätzlich Sicherheit. Wenn es dir hilft, kannst du das Gespräch vorab auch einmal mit einer dir vertrauten Person üben.
- Aktives Zuhören: Während des Gesprächs ist aktives Zuhören von grösster Bedeutung. Zeige echtes Interesse an den Ansichten und Gefühlen deines Gegenübers. Höre aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen. Wiederhole, was du gehört hast, um sicherzustellen, dass du alles richtig verstanden hast. Die 10 Gebote des aktiven Zuhörens geben noch weitere Ratschläge, wie du im Gespräch auf dein Gegenüber eingehen kannst.
- Empathie zeigen: Zeige Mitgefühl und Verständnis für die Perspektiven des anderen. Äussere Anerkennung für die Gefühle deines Gegenübers, auch wenn du anderer Meinung bist.
- Ich-Botschaften: Drücke deine Gefühle, Gedanken, Bedenken und Sorgen mit «Ich Botschaften» aus, anstatt Schuldzuweisungen zu machen. Dies erfordert etwas Übung, ist jedoch ein sehr effektives Mittel, um schwierige Gespräche erfolgreich zu meistern.
- Fragen stellen: Um Klarheit zu gewinnen und den Gesprächsverlauf zu lenken, kannst du offene Fragen stellen. Dazu zählen Fragen, die sich nicht nur mit «Ja» oder «Nein» beantworten lassen. Sie beginnen mit Fragewörtern wie: «Was», «Wie», «Warum», «Woher», Welche» und werden deshalb auch W-Fragen genannt. Offene Fragen fördern ausführliche Antworten und vertiefte Diskussionen.
- Paraphrasieren und zusammenfassen: Wiederhole die Aussagen des Gesprächspartners, der Gesprächspartnerin in deinen eigenen Worten, um sicherzustellen, dass du alles korrekt verstanden hast. Zusammenfassen hilft, den Gesprächsverlauf zu strukturieren.
- Gemeinsame Interessen betonen: Identifiziere gemeinsame Ziele oder Interessen, um eine Grundlage für eine kooperative Lösungsfindung zu schaffen. Fokussiere dich auf das, was ihr gemeinsam erreichen möchtet.
- Pause einlegen: Wenn Emotionen hochkochen, ist es manchmal hilfreich, eine kurze Pause einzulegen, um sich zu beruhigen und nachzudenken, bevor das Gespräch weitergeführt wird.
- Körpersprache beachten: Achte dich auf deine eigene Körpersprache und die deines Gegenübers. Eine offene Haltung, Blickkontakt und respektvolle Gesten tragen zu einer positiven Gesprächsatmosphäre bei.
- Lösungsorientierung: Fokussiere dich auf die Lösung des Problems und nicht auf Schuldzuweisungen. Suche nach Kompromissen und Win-Win-Situationen.
Fazit
Schwierige Gespräche können eine Herausforderung sein, aber mit den richtigen Techniken und einer positiven Einstellung können sie zu wertvollen Chancen für Wachstum und Lösungen werden. Indem du dich auf eine gründliche Vorbereitung, aktives Zuhören, klare Kommunikation, Empathie und konstruktive Konfliktlösung konzentrierst, kannst du sowohl in persönlichen als auch beruflichen Gesprächen erfolgreich sein. In unserer Rubrik «Kommunikation» findest du noch weitere Informationen zum Thema.
Referenzen:
Covey, S. R. (2004). The 7 Habits of Highly Effective People: Powerful Lessons in Personal Change. Free Press.
Stone, D., Patton, B., & Heen, S. (2010). Schwierige Gespräche: Wie man sie führt und warum sie scheitern. Fischer Taschenbuch.
Rosenberg, M. B. (2003). Nonviolent Communication: A Language of Life. PuddleDancer Press.
Röhner, J. & Schütz, A. (2016). Psychologie der Kommunikation. (2. Aufl.). Wiesbaden: Springer.
Ury, W. L., Fisher, R., & Patton, B. (2012). Das Harvard-Konzept: Der Klassiker der Verhandlungstechnik. Fischer Taschenbuch.