Farbenfroher Hingucker – Was steckt hinter dem Nutri-Score?

Nutri-Score

Wer kennt’s nicht: Du möchtest nach dem Feierabend noch «schnell» einkaufen gehen. Mit wenig Ideen, dafür aber mit umso mehr Appetit steuerst du den nächsten Supermarkt an. Nun stehst du also da, vor einem Regal mit einer riesigen Auswahl an Produkten, bist dir aber unsicher, was genau in deinem Einkaufskorb landen soll – zumal die Ernährung bekanntlich möglichst gesund und ausgewogen sein sollte. Bei dieser Fülle an Lebensmitteln ist es gar nicht mal so einfach, den Überblick zu behalten. Was sind «gesunde Produkte»? An welchen Angaben sollte ich mich orientieren? Eine Lösung für genau solche Anliegen sollen Foodlabel wie zum Beispiel der «Nutri-Score» bieten. Ist dir das bunte Ampelsystem bereits aufgefallen? Auf einen Blick sollen Nahrungsmittel derselben Kategorie einfach und schnell verglichen werden können. In diesem Beitrag nehmen wir das Label genauer unter die Lupe, damit du beim nächsten Einkauf den Durchblick hast.

Was ist der Nutri-Score?

Grundsätzlich geben uns die Zutatenliste und die Nährwertdeklaration auf einem Lebensmittel detaillierte Angaben darüber, was in dem Produkt enthalten ist und wie dessen Qualität zu beurteilen ist. Ganz einfach zu interpretieren sind diese Angaben auf verarbeiteten Produkten jedoch nicht – besonders dann nicht, wenn wir nicht Stunden damit verbringen wollen, die Angaben auf verarbeiteten Lebensmitteln zu studieren und zu vergleichen. Ein mögliches Hilfsmittel zur Einschätzung der Nährwerte eines Lebensmittels ist der Nutri-Score. Dieser wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Frankreich entwickelt und ist dort seit 2017 auf verpackten Lebensmitteln zu finden. Seither unterstützen immer mehr europäische Länder dessen Einführung – darunter auch die Schweiz. Seit 2019 befürwortet das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) die Einführung des Nutri-Scores. Doch nicht alle Lebensmittel enthalten einen Nutri-Score – bislang ist die Kennzeichnung von Lebensmitteln für Produktionsfirmen freiwillig.

Im Zentrum des Nutri-Scores stehen Transparenz und Vergleichbarkeit. Für uns Konsumentinnen und Konsumenten soll das Label dazu dienen, Produkte zu vergleichen, ohne dabei die Zutatenliste oder Nährwertdeklaration zu konsultieren. Mithilfe einer wissenschaftlich validierten Formel werden günstige und ungünstige Eigenschaften bezüglich der Zusammensetzung eines Produktes pro 100 g bzw. 100 ml miteinander verrechnet.

Zu den günstigen Aspekten zählt der Gehalt an:
  • Früchten, Gemüsen, Hülsenfrüchten, Nüssen, gewissen Ölen
  • Nahrungsfasern (Ballaststoffen)
  • Proteinen
Zu den ungünstigen Aspekten gehört der Gehalt an:
  • Zucker
  • Salz
  • gesättigten Fettsäuren

Die farbige Skala stellt nichts anderes dar als die Abbildung der resultierenden Scores.

So funktioniert der Nutri-Score

Die Farbskala, welche sich aus 5 Farben zusammensetzt, gibt an, ob ein Lebensmittel als ausgewogen gilt. Ein Produkt gilt als ausgewogen, wenn der Buchstabe A in einem dunkelgrünen Feld steht. Ist das Produkt mit einem C in einem gelben Feld vermerkt, so gleichen sich die positiven und negativen Komponenten etwa aus. Befindet sich das Produkt jedoch im roten Bereich und ist mit einem E versehen, wird es als unausgewogen eingestuft. Dies soll uns als Endkonsumentinnen und -konsumenten helfen, innerhalb einer Kategorie zu einem gesünderen Produkt greifen zu können. Gekennzeichnet werden nur verarbeitete Produkte mit mehreren Zutaten. So wird beispielsweise Apfelmus gekennzeichnet – ein Apfel hingegen nicht.

Hier wir der Nutri-Score einfach erklärt:


Darauf solltest du achten

Der Nutri-Score als Ernährungsempfehlung? Nicht ganz – so einfach ist es dann doch nicht. Die Skala hilft dir, wenn du vor dem Kühlregal stehst und dir nicht sicher bist, welcher der unzähligen Joghurts als ausgewogen gilt. Möchtest du aber den Joghurt mit einem Riegel vergleichen, bringt dich der Nurtri-Score nicht weiter. Die Skala zeigt dir nicht, was richtig oder falsch, erlaubt oder nicht erlaubt ist oder in welcher Menge und Häufigkeit du ein bestimmtes Lebensmittel essen darfst. Eine absolute Bewertung des Produktes gibt dir der Score somit nicht.
Du kannst dir also merken: Der Nutri-Score zeigt dir, wie du Nahrungsmittel innerhalb einer Kategorie vergleichen kannst. So schneidet zum Beispiel ein grün markierter Joghurt aus gesundheitlicher Sicht besser ab als ein gelb oder rot markierter Joghurt.
In Frankreich, wo der Nutri-Score als erstes eingeführt wurde, befürworten 90% der Konsumentinnen und Konsumenten die Skala und würden ihn gerne als verpflichtend eingeführt sehen. 57% gaben gar an, durch den Nutri-Score mindestens eine ihrer Einkaufsgewohnheiten geändert zu haben. Dies hört sich sehr vielversprechend an, oder? Trotzdem gibt es Punkte, die bei der Einordnung des Nutri-Scores mitberücksichtigt werden sollten.

Der Nutri-Score bewertet die Zubereitung eines Produktes nicht mit. So können zum Beispiel Tiefkühlfritten mit einem grünen Score gekennzeichnet sein – denn diese werden meist ungesalzen und kaum frittiert verkauft. Vergleicht man die Fritten nun mit anderen gefrorenen Kartoffelprodukten, welche salziger und fettiger sind, schneiden die Tiefkühlfritten eben besser ab. Wie die Lebensmittel schlussendlich in den Haushalten zubereitet werden (in Öl frittieren oder im Ofen backen) liegt in den Händen der Konsumentinnen und Konsumenten.

Ein weiterer Aspekt, welchen der Nutri-Score nicht berücksichtigt, ist die Qualität der Zutaten. Es können daher keine Aussagen über biologisch angebaute oder fair gehandelte Rohstoffe gemacht werden. Ausserdem vernachlässigt der Nutri-Score weitere Punkte, die die ganzheitliche Bewertung von Lebensmitteln beeinflussen können. Die Bedingungen der Tierhaltung (Freiland oder Käfighaltung), die Art des Transports (Luft, Wasser, …), die geografische Herkunft der Produkte (regional oder nicht-regional) sowie deren Verarbeitungsgrad werden bei der Berechnung des Nutri-Scores nicht einbezogen. Auch Zusatzstoffe werden bei der Bewertung des Nutri-Scores nicht berücksichtigt.

Wie geht es weiter?

Der Nutri-Score wird ständig weiterentwickelt – und dies international in Zusammenarbeit mit anderen Ländern wie etwa Belgien, Frankreich, Spanien, Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden. Ein länderübergreifender Lenkungsausschuss, welcher Anfang 2021 gegründet wurde, soll die Einführung des Labels in verschiedenen Ländern koordinieren und die Verwendung für Firmen erleichtern. Zusätzlich wurde ein wissenschaftliches Gremium gebildet, welches zum Ziel hat, die Weiterentwicklung der Formel stetig zu prüfen. Die Schweiz ist Teil des Länderausschusses, wie auch des wissenschaftlichen Gremiums. So sprach sich zum Beispiel das Gremium im Frühjahr 2023 für die Empfehlung für Getränke aus.

Fazit

Das Food-Label «Nutri-Score» stellt eine einfache Methode dar, um Produkte derselben Kategorie schnell und unkompliziert zu vergleichen. Eine absolute Empfehlung für Produkte ist er jedoch nicht. Generell sollte man sich gut über solche Labels informieren und sich bewusst darüber sein, was die Labels genau vermitteln. Was berücksichtigen sie und was nicht? Was ist ihr Nutzen und wo liegen die Grenzen?
Für Empfehlungen einer ausgewogenen und gesunden Ernährung kannst du dich an der Lebensmittelpyramide orientieren.

 

Referenzen:
BLV (2023). Nutri-Score: Einfach und ausgewogen essen. Zugriff unter: https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/nutri-score.html#-1547432464
SGE (2021). Lebensmittel-Kennzeichnung. Tabula, Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE. 4(21).
SVDE (2022). Nutri-Score – Einfach vergleichen und bewusster einkaufen. Zugriff unter: https://svde-asdd.ch/zeitschrift/archiv-nutri-info/archiv-2022/

 

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