Arbeitsumgebung – Nicht bloss Nebensache!

Arbeitsumgebung

Welchen Beruf hast du erlernt und als was arbeitest du aktuell? Übst du vielleicht einen Bürojob aus? Wenn du täglich deine Arbeit vom Bürostuhl aus erledigst, weisst du wahrscheinlich, dass deine Arbeitsumgebung dich beeinflussen kann. Welche Aspekte deiner Umgebung dabei eine wichtige Rolle spielen und was man unternehmen kann, damit die Bedingungen optimal sind, erfährst du in diesem Blogeintrag.

Tisch, Stuhl, Arbeit?

Die Covid-19 Pandemie hat nicht nur unser Privatleben, sondern auch unseren Berufsalltag, auf den Kopf gestellt. Hast du ebenfalls im Homeoffice gearbeitet oder tust du dies immer noch zeitweise? Dein Büro Zuhause unterscheidet sich bestimmt vom eigentlichen Büro bei deinem Arbeitgeber. Wie hast du es eingerichtet? Worauf hast du dabei geachtet? Und konntest du dich in deinen eigenen vier Wänden besser auf die Arbeit konzentrieren als im Büro oder gerade umgekehrt? Woran könnte dies liegen?
Einen Tisch, einen Stuhl und natürlich die zu verrichtende Arbeit. Mehr benötigst du nicht, um deine Arbeit effizient und zu deiner Zufriedenheit zu erledigen? Im ersten Moment mag dies stimmen. Doch denkt man vertiefter darüber nach, wird einem schnell klar: Da gibt’s noch mehr. Die meisten von uns können sich besser konzentrieren, wenn um sie herum absolute Ruhe herrscht. Zudem kann auch das Licht und die Temperatur eine wichtige Rolle spielen. Wie sich diese Innenraumfaktoren auf deine Gesundheit und dein Wohlbefinden auswirken, kannst du in den nachfolgenden Abschnitten nachlesen. Wir haben dir eine kleine Auswahl mit den wichtigsten Faktoren zusammengestellt.

Akustik

Zur Akustik zählen unterschiedliche Geräuschquellen. Diese können sprachlicher Natur (z.B. Telefongespräche) oder nicht-sprachlicher Natur (z.B. Druckergeräusche, Aussengeräusche) sein. Im Büro wird der Sprachverständlichkeit eine bedeutsamere Rolle zugeschreiben als der Lautstärke. Denn sprachliche Reize führen zu Störungen, Unterbrechungen und Ablenkungen seitens der Mitarbeitenden, da sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Lautstärke hingegen erreicht nur sehr selten ein so hohes Ausmass, dass körperliche Symptome auftreten. Die Akustik gilt als wichtigste Belästigungsquelle in Büros. Rund 20 Prozent schätzen Lärm subjektiv als grosse Belastung ein. Studien konnten zeigen, dass Lärm am Arbeitsplatz sowohl das körperliche als auch das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen kann. Ein hoher Geräuschpegel beeinflusst körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, aber auch Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen, Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden und Hautprobleme. Etwas naheliegender sind die Befunde, dass Lärm sich negativ auf die Arbeitszufriedenheit auswirkt. Konkret: Wenn sich eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer durch den zu hohen Geräuschpegel im Büro gestört fühlt, wirkt sich das negativ auf ihre / seine Gesundheit und Zufriedenheit aus, was dann wiederum die Arbeitsleistung beeinträchtigt.

Was kann gegen einen hohen Geräuschpegel unternommen werden?

Wie du siehst, kann die Akustik nicht einfach vernachlässigt werden. Glücklicherweise können einige Massnahmen getroffen und umgesetzt werden, um der Problematik entgegenzuwirken:

  • In offenen Bürostrukturen können Rückzugsmöglichkeiten oder Gesprächszonen zur Verfügung gestellt werden. Dies trägt nicht nur zur Vermeidung von Ablenkungen bei, sondern schafft auch einen Raum um persönliche und vertrauliche Gespräche zu ermöglichen.
  • Spielregeln: Verhaltensregeln können unabhängig vom Bürotypen aufgestellt werden. Wie soll mit Telefonaten umgegangen werden? Begibt man sich dafür in einen separaten Raum? Wo finden Meetings statt? Wie und wo werden spontane Gespräche, die möglicherweise länger andauern, ausgetragen?
  • Geräte wie Drucker sollten bestenfalls in eigenen Räumen untergebracht werden.
  • Schallabsorbierende Materialien: An Decken, Wänden oder Böden können solche Materialien angebracht werden. Sie helfen die Geräusche zu absorbieren. In solchen Situationen ist es durchaus sinnvoll, sich an Expertinnen und Experten zu wenden, damit das Material optimal ausgewählt und eingesetzt wird.

Licht

Das Tageslicht und künstliche Beleuchtung (Lampen) stellen die Lichtquellen in Räumen dar. Dabei ist das Tageslicht das wertvollere von beiden und sollte möglichst gleichmässig und effizient in den Büroraum einfallen. Das Tageslicht unterstützt unseren Biorhythmus und wirkt sich zudem positiv auf unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit aus. Starke Kontraste, Blendung und Reflexionen können die Arbeitnehmenden stören und zu einer geringeren Arbeitsleistung führen. Studien konnten zeigen, dass ein fehlender Zugang zu einem Fenster (mit Blick nach draussen ins Freie) der grösste Risikofaktor für die Zufriedenheit mit der Lichtsituation darstellt. Eine angemessene Lichtmenge und -qualität trägt zudem zu einer besseren Stimmung bei. Da sich die Beleuchtungspräferenzen zum Teil stark unterscheiden, sind flexible Beleuchtungsmöglichkeiten von Vorteil. Verschiedene Lichtquellen (Tageslicht, Lampen, Tischleuchten) in Kombination mit Steuerungsoptionen (Storen, Vorhänge, etc.) ermöglichen eine individuelle Lichtkontrolle.

Temperatur

Die Temperatur zählt zum Innenraumklima. Dazu gehört auch die Strahlungstemperatur, die relative Luftfeuchte und die Luftbewegung (auf diese wird hier nicht weiter eingegangen). Wenn Personen das Klima schlecht bewerten, führt das zu einer geringeren Zufriedenheit. Eine Studie stellte fest, dass sich die Leistung von Arbeitnehmenden bei zu tiefer Raumtemperatur um 4 Prozent verringerte und bei einer zu hohen Temperatur um 6 Prozent. Eine unangenehme Raumtemperatur kann wie die Akustik und die ungünstige Beleuchtung zu psychosomatischen (körperlichen) Beschwerden führen oder diese verstärken. Bei zu warmen Temperaturen werden wir schläfrig und träge, was nicht nur die Unfallrate erhöht, sondern auch die Leistung und unser Wohlbefinden beeinträchtigt.

Luftqualität

Die Luftqualität bezieht sich auf die Reinheit und Frische der Atemluft. Sie wird danach beurteilt, wie angenehm sie durch die Personen, welche sich im Raum aufhalten, wahrgenommen wird. Auch hier führt eine schlechte Luftqualität zu einer grösseren Unzufriedenheit mit der Arbeitsumgebung. Ebenfalls zeigte eine Studie auf, dass sich die Leistung um rund 10 Prozent verschlechtert, wenn die Qualität ungenügend ist. Wenn zu wenig frische Luft in die Räume gelangt, erhöht sich die CO2-Konzentration, was unsere Entscheidungsfindung und Müdigkeit beeinflusst. Fenster, die jede Person selbst öffnen kann oder Zugang zu Aussenräumen, können Abhilfe schaffen.

Bei Mehrpersonenbüros ist es schwierig, eine individuelle Anpassung der beschrieben Faktoren vorzunehmen. Die individuelle Kontrolle sollte aber unter keinen Umständen unterschätzt werden.

Der Einfluss der individuellen Kontrolle

Unter Kontrolle wird ein menschliches Grundbedürfnis verstanden, die Umwelt und das eigene Innenleben nach seinen Wünschen beeinflussen (kontrollieren oder zumindest vorhersehen) zu können. Das Erleben von Kontrolle gibt uns Sicherheit und hängt positiv mit unserem psychischen Wohlbefinden zusammen. Im Arbeitskontext ist sowohl bei der Akustik, der Temperatur, der Luftqualität als auch beim Licht die persönliche Kontrolle von Bedeutung. Die beiden Innenraumfaktoren Beleuchtung (Licht) und Akustik können meist selbst gesteuert werden. Bei der Temperatur und der Luftqualität hingegen ist dies nicht immer möglich, da diese des Öfteren zentral gesteuert werden. Wenn die Mitarbeitenden die Möglichkeit haben (oder zumindest glauben diese zu haben), selbst Einfluss auf die Arbeitsumgebung zu nehmen, kann sich ihre Zufriedenheit, ihre Arbeitsmoral und ihr Engagement steigern. Zudem verringern sich auch die körperlichen Symptome, wenn mehr Kontrolle wahrgenommen wird. Dies führt schlussendlich zu einer höheren Produktivität und einer besseren psychischen Gesundheit.

Fazit

In diesem Blogbeitrag haben wir nur einen Teil von möglichen Faktoren beleuchtet. Nebst den oben genannten, gibt es beispielsweise noch Farben, Düfte oder auch Pflanzen. Diese können ebenfalls unterschiedliche Effekte auf unseren Körper und auf unsere Psyche haben. In unserem Blogeintrag «Grüne Zimmergenossen» kannst du mehr zu den Wirkungen von Pflanzen auf uns Menschen in Innenräumen nachlesen.

Du hast gelernt, dass nicht nur die Innenraumfaktoren selbst, sondern auch die individuelle Kontrolle darüber eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden spielt. Arbeitsplätze und ihre Umgebung ändern sich von Zeit zu Zeit und entwickeln sich weiter. Klar ist: Es gibt einen Trend hin zu offeneren Büroformen und je offener die Arbeitsumgebung am Arbeitsplatz (nicht nur räumlich sondern auch durch Formen wie «Desk Sharing») wird, desto weniger Privatsphäre bleibt der / dem einzelnen Mitarbeitenden. Eine Übersichtsarbeit kam zum Schluss, dass es einen negativen Zusammenhang zwischen dem Ausmass an Privatsphäre und der emotionalen Erschöpfung gibt. Das bedeutet, dass sich Personen umso emotional erschöpfter fühlen, je weniger Privatsphäre sie am Arbeitsplatz haben. Wenn dann noch ein Mangel an Personalisierung hinzukommt, werden diese negativen Auswirkungen sogar noch verstärkt. Deshalb ist es wichtig, dass Mitarbeitende die Möglichkeit bekommen ihren Arbeitsplatz, sei es auch nur temporär, persönlich zu gestalten.

Weitere Informationen rund ums Thema Büroräume und Arbeitsplatz findest du im Leitfaden der Gesundheitsförderung Schweiz. Du wirst sehen, dass es noch eine ganze Menge weiterer Aspekte gibt, die für ein optimales Arbeiten und unsere Gesundheit von Bedeutung sind. Es gibt darin auch eine Checkliste, um zu überprüfen wie gut ein bestehendes Büro bereits ist.

 

Referenzen:
Colenberg, S., Jylhä, T., & Arkesteijn, M. (2021). The relationship between interior office space and employee health and well-being–a literature review. Building Research & Information, 49(3), 352-366. https://doi.org/10.1080/09613218.2019.1710098
Kamarulzaman, N., Saleh, A. A., Hashim, S. Z., Hashim, H., & Abdul-Ghani, A. A. (2011). An over-view of the influence of physical office environments towards employee. Procedia Engineering, 20, 262-268. https://doi.org/10.1016/j.proeng.2011.11.164
Kegel, P. (2017). The impact of the physical work environment on organizational outcomes: a struc-tured review of the literature. Journal of Facility Management Education and Research, 1(1), 19-29. https://doi.org/10.22361/jfmer/76637
Konkol, J., Schanné, F., Lange, S., Weichbrodt, J., Degenhardt, B., Schulze, H., Kleibrink, M., Coradi, A., Schweingruber, D., Metzger-Pegau, L., Neck, R., Gisin, L., Wieser, A., & Windlinger, L. (2019). Gesundheitsförderliche Büroräume und Workplace Change Management – ein Leitfaden. Handlungs-empfehlungen für Unternehmen in der Schweiz, um bei der Planung, Implementierung und Bewirt-schaftung von Büroräumen die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern (2. Auflage). Gesundheitsförderung Schweiz.
Windlinger, L., Igic, I., & Konkol, J. (2018). Belastende Faktoren im Büroraum und deren Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Arbeitsengagement. Ergebnisse aus der Befragung mit Friendly Work Space Job-Stress-Analysis. Faktenblatt 30. Gesundheitsförderung Schweiz.

Das könnte dich auch interessieren:

19. Februar 2021

Was Corona mit uns macht

28. Januar 2021

Self-monitoring

11. Januar 2021

365 neue Chancen