Atlas der Emotionen: Die neue Gefühlslandkarte der Schweiz

Emotionen: Das Corona-Paradox

Im Rahmen der Weiterentwicklung der Kampagne «Wie geht’s dir?» wurde erstmals das Spektrum der Gefühlswelt der Deutschschweizer Bevölkerung untersucht. Die Befragungen zur Studie wurden in der zweiten Maihälfte 2020, mitten in der Corona-Krise, durchgeführt. Die Auswertung der insgesamt 46 Gefühle bei über 9000 Personen zeigte, dass «Liebe», «Freude» und «Geborgenheit» von der Bevölkerung in der deutschsprachigen Schweiz am positivsten, «Verzweiflung», «Hoffnungslosigkeit» und «Geringschätzung» am negativsten eingeschätzt wurden. Neutral bewertete Emotionen gab es hingegen kaum.

Die Rangliste der häufig erlebten Emotionen veranschaulicht, trotz Corona-Pandemie, ein positives Grundgefühl in der Deutschschweizer Bevölkerung. Spannend ist das Corona-Paradox.

Das Corona-Paradox

Die Befragung wurde, wie erwähnt, mitten der Corona-Krise durchgeführt. Folglich ist es nicht verwunderlich, dass fast die Hälfte der Teilnehmenden angegeben hat, dass sich die Corona-Krise negativ auf ihre Stimmung ausgewirkt habe. Einen positiven Effekt sahen lediglich 22 Prozent. Auffallend ist, dass Personen, die sich in einer stabilen Lebenssituation befinden, deutlich seltener eine negative Auswirkung der Corona-Pandemie auf ihre Stimmungslage wahrgenommen haben, als Andere. Nicht nur die Auswirkung der Corona-Pandemie auf die allgemeine Gefühlslage wurde untersucht, sondern auch der Einfluss auf die einzelnen Gefühle.

«Welche Gefühle haben aufgrund des Coronavirus im Vergleich zum letzten Jahr an Bedeutung gewonnen, welche an Bedeutung verloren?»

Das Resultat ist beeindruckend. Es zeigt, dass die Corona-Situation vermehrt positive und weniger negative Gefühle gefördert hat. Insgesamt gaben 29 Prozent der Befragten an, dass sie vermehrt «Dankbarkeit», 19 Prozent vermehrt «Zufriedenheit» und 11 Prozent mehr «Liebe» empfunden hätten. Jedoch haben in der Corona-Situation auch negative Emotionen an Bedeutung gewonnen. Dazu zählen «Machtlosigkeit», «Unsicherheit», «Zukunftsangst» und «Sorgen». Interessanterweise wurden diese jedoch weniger häufig genannt als die positiven Emotionen. Bemerkenswert ist dies insbesondere deshalb, weil der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Stimmungslage, wie oben erwähnt, überwiegend als negativ beschrieben wurde.

Das Corona-Paradox zeigt, dass die wahrgenommenen Emotionen und die Stimmungslage nicht einfach gleichgesetzt werden können. Es scheint, dass die Krise zwar zu Verunsicherung geführt, gleichzeitig aber auch ein tieferes Bewusstsein für die eigene privilegierte Lage der Menschen geschaffen hat. Dankbarkeit, ein Gefühl, das mit Abstand am häufigsten im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus genannt wurde, weist beispielsweise darauf hin. Knapp ein Drittel der Befragten wählten dieses Gefühl als eines der Gefühle, dass durch die Corona-Krise für sie an Bedeutung gewonnen hat.

Während die Teilnehmenden im Schnitt 2.5 Gefühle nannten, welche durch die Corona-Pandemie bedeutsamer wurden, gaben sie nur 1.1 Gefühle an, deren Wichtigkeit durch die Krise weniger wurde.
 

«Die Corona-Krise, die jede und jeden ganz unmittelbar betraf, hat das emotionale Spektrum der Menschen in der Schweiz erweitert.» (Atlas der Emotionen, 2020)


Die Bedeutung der Emotionen wurde je nach Alter anders eingeschätzt. Personen im Alter über 65 Jahren gaben insgesamt mehr Gefühle an, deren Bedeutung aufgrund der Pandemie grösser geworden sind - vor allem Positive. Dies während Personen im Alter von 15 bis 34 Jahren insgesamt weniger Gefühle nannten, die durch die Corona-Situation wichtiger wurden. Dabei wurde deutlich, dass in dieser Altersgruppe, neben den positiven Gefühlen «Dankbarkeit» und «Zufriedenheit», die «Zukunftsangst» besonders an Bedeutung gewonnen hat. Wohingegen «Machtlosigkeit» ein Gefühl war, das bei der mittleren Altersgruppe (35 bis 65 Jahren) bedeutsamer wurde.

Top 10 der häufig erlebten Emotionen

Anhand der Frage «Wenn du an dein Leben seit letztem Sommer denkst, welche dieser Gefühle erlebst du besonders häufig?» konnte eine Liste mit den Top 10 der häufig erlebten Emotionen von Personen aus der deutschsprachigen Schweiz erstellt werden. Insgesamt lässt sich sagen, dass Frauen tendenziell mehr unterschiedliche Gefühle erleben als Männer. Und jüngere Personen nehmen ein grösseres Spektrum an Emotionen wahr als Ältere. Die Top 10 der häufig erlebten Emotionen unterscheiden sich je nach Alter. Während bei den Jüngeren, im Alter von 15 bis 34 Jahren sechs der zehn Gefühle negativ sind, sind die Top 10 der über 65-Jährigen nur positiv.

  • Top 10 der Emotionen von Personen im Alter von 15 bis 34 Jahren: Freude (43%), Müdigkeit (42%), Liebe (38%), Zufriedenheit (37%), Stress (34%), Dankbarkeit (34%), Unsicherheit (27%), Druck (23%), Zukunftsangst (22%), Sorgen (22%).
  • Top 10 der Emotionen von Personen im Alter von 35 bis 65 Jahren: Zufriedenheit (43%), Dankbarkeit (39%), Freude (37%), Müdigkeit (33%), Liebe (30%), Interessiert-Sein (25%), Stress (24%), Entspanntheit (23%), Mitgefühl (21%), Geborgenheit (20%).
  • Top 10 der Emotionen von Personen im Alter von über 65 Jahren: Zufriedenheit (55%), Dankbarkeit (53%), Interessiert-Sein (40%), Freude (36%), Entspanntheit (25%), Mitgefühl (25%), Wertschätzung (23%), Liebe (23%), Geborgenheit (22%), Selbstbewusstsein (18%).


Dies ist nur ein Auszug der gesamten Studie, die noch viele weitere spannende Dinge rund um das Thema Emotionen in der Schweiz herausgefunden hat. Im Atlas der Emotionen kannst du alles Weitere nachlesen. Viel Spass!

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