Ab in die Natur!
«36 Grad, und es wird noch heisser» wie es im Song der Band 2raumwohnung heisst, trifft aktuell noch nicht ganz zu. Dennoch kommen wir zurzeit in den Genuss von sommerlichen Temperaturen mit reichlich Sonnenschein. Gerade bei diesem Wetter zieht es viele von uns nach draussen in die Natur, an die frische Luft. Bist auch du gerne draussen und verbringst deine Freizeit am See, im Wald, am Fluss oder auf der Wiese? Geniesst du’s, den Geräuschen der Natur zu lauschen, die Wärme der Sonne oder die kühle Brise auf deiner Haut zu spüren? Und an lauen Sommerabenden draussen zu sitzen und den Tag ausklingen zulassen?
Hast du dich schon mal bewusst geachtet, wie du dich nach einem Tag im Grünen fühlst? Nicht? Dann ist es höchste Zeit dies zu tun!
Naturräume haben viele positive Effekte auf unsere psychische und physische Gesundheit. In unserem Beitrag «Shinrin-Yoku» haben wir bereits über den gesundheitlichen Effekt des Waldes geschrieben. Nun weiten wir unseren Blick und befassen uns mit der Wirkung von Naturräumen wie Grünanlagen und Gewässer auf unsere Gesundheit.
«Auf jedem Spaziergang in der Natur bekommen wir mehr zurück, als wir suchen.»
- John Muir -
Naturräume und Gesundheit
Die gesundheitsfördernde und gesundheitsschützende Wirkung von Naturräumen ist vielfach belegt. Naturräume wie Wiesen, Wälder, Parkanlagen und Gewässer besitzen beispielweise ein erhebliches Potenzial, lufthygienische Probleme zu reduzieren, indem sie Schadstoffe aus der Umgebungsluft filtern. Besonders laubtragende Bäume sind in der Lage, Schadstoffe direkt aufzunehmen und umzuwandeln oder Partikel auf ihrer Oberfläche wie den Blättern anzulagern und mit dem nächsten Niederschlag in den Boden abzuleiten.
Schau mal aus deinem Fenster – was siehst du? Ist ein Laubbaum in deiner Nähe oder eine Grünfläche? Wenn ein Baum vor deinem Fenster steht, hast du dich vermutlich auch schon darüber geärgert, dass er so viel Schatten wirft oder dir die Aussicht versperrt. Solltest du dir wieder mal wünschen, der Baum stände wo anders – bedenke, dass er sehr viel dazu beiträgt, die Luftqualität in deiner nahen Umgebung zu verbessern. Vielleicht hilfts und du schätzt sein Dasein zukünftig (noch) mehr :-).
Allerdings haben geschlossene Kronendächer in städtischen Alleen nicht nur positive Eigenschaften, denn sie können auch lufthygienische Probleme wie die bodennahe Ozonbildung an heissen Tagen verstärken.
In der heutigen Zeit ist die Lärmbelastung ein grosses Problem, denn Lärm kann uns krank machen. Umso wichtiger sind deshalb Grünflächen in städtischen Gebieten, denn sie mindern Lärm durch den grösseren Abstand zwischen Lärmquelle und lärmexponierten Personen sowie durch eine geringere Schallreflexion und stärkere Streuung aufgrund der vergleichsweise rauen Oberflächenstruktur. Weiter ist für die subjektiv wahrgenommene Lautstärkenminderung auch entscheidend, dass Gewässer und Grünräume durch die selbst erzeugte Geräuschkulisse eine positiv bewertete Soundlandschaft (z.B. Vogelgezwitscher, Wasserplätschern, Blätterrauschen, Grillengezirpe) erzeugen. Damit überlagern sie den sonst als störend wahrgenommenen Umgebungslärm und mindern folglich die subjektiv empfundene Lärmbelästigung. Dieser Effekt wird gemäss wissenschaftlichen Erkenntnissen durch die visuelle Abschirmung der Lärmquelle sogar noch verstärkt, weshalb es durchaus Sinn macht, wenn z.B. Bahngleise neben Schallschutzmauern auch reichlich begrünt sind.
Eine Vielzahl an Studien haben die indirekten und direkten positiven Einflüsse von Naturräumen auf unser Wohlbefinden untersucht. Nachfolgend zeigen wir dir eine Auswahl davon und unterscheiden dabei zwischen mentalem, körperlichem und sozialem Wohlbefinden.
Der Effekt der Natur auf das mentale (psychische) Wohlbefinden
Untersuchungen haben gezeigt, dass Naturräume im Hinblick auf das mentale Wohlbefinden, das stark von der individuellen Raumwahrnehmung, -bewertung und -konstruktion beeinflusst wird, über die Komponenten des Erlebens besonders wirksam sind. So konnte nachgewiesen werden, dass das Landschafts- und Naturerlebnis eine stressreduzierende, aufmerksamkeitserhöhende, konzentrationssteigernde, blutdrucksenkende und erholende Wirkung haben kann. Des Weiteren gibt es mittlerweile aus der Wissenschaft Hinweise, die einen positiven Zusammenhang zwischen der langfristigen Exposition gegenüber Grünräumen und er kognitiven Entwicklung von Kindern sowie der kognitiven Funktion Erwachsener nahelegen. Nicht nur auf unsere Aufmerksamkeit und die kognitiven Funktionen wirken sich Naturräume positiv aus, sie haben auch einen Einfluss auf unser Stressempfinden, unsere Emotionen sowie auch die psychischen Belastungen. So zeigte beispielsweise eine Studie, dass positive Gefühle durch einen Spaziergang in der Natur verstärkt und Gefühle wie Ärger reduziert werden konnten. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Spaziergänge in ländlicher Umgebung die Stimmung und das Stresserleben positiver beeinflussen, als Spaziergänge in urbanem Gebiet.
Die Natur und unser körperliches Wohlbefinden
Diverse Studien zeigen, dass ein Aufenthalt in natürlicher Umgebung mit einer Absenkung des Blutdruckes, des Cortisolspiegels und weiterer Stresshormone als Indikatoren für ein reduziertes Stressniveau einhergeht. Dies bestätigen auch Studien, in denen die Wirkung eines längeren Aufenthaltes im Wald (sog. Waldbaden resp. Shinrin Yoku) untersucht wurden. Hier zeigte sich ein Abbau von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin während eines Aufenthaltes im Wald.
Aufenthalte in der Natur haben somit vielfältige positive Effekte auf unsere Gesundheit. Darüber hinaus bieten Naturräume auch Anreiz für körperliche Aktivität.
Soziales Wohlbefinden und Naturräume
Vor allem in der Stadt wirken sich Naturräume als öffentliche und frei zugängliche Begegnungsräume positiv auf das soziale Wohlbefinden von uns Menschen aus. So gelten urbane Grünräume und Gewässerufer hinsichtlich der Möglichkeiten, soziale Kontakte zu schliessen und zu pflegen, als bedeutsame Begegnungsstätten. Das lässt sich auch sehr gut am Zuger Seeufer beobachten. Von Gross bis Klein, jeder und jede geniesst die Zeit am See. Man trifft sich mit Bekannten, Freunden oder knüpft neue Bekanntschaften am See und geniesst dabei einen lauen Sommerabend mit Blick auf einen herrlichen Sonnenuntergang. Dabei ist eine Durchmischung sowie ein Nebeneinander unterschiedlichster sozialer Gruppen (z.B. in Bezug auf Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft) zu beobachten. Deshalb besitzen städtische Naturräume wie Seepromenaden, Parks, etc. ein nicht zu unterschätzendes Potenzial zur sozialen Integration, Inklusion und Akzeptanzsteigerung.
Na, hast du Lust bekommen die Natur rund um Zug und im ganzen Kanton etwas besser kennenzulernen und Zeit im Grünen zu verbringen? Wir haben dir hier ein paar Tipps für Ausflüge am Wochenende oder in den bevorstehenden Sommerferien:
Tipps Naturerlebnisse im Kanton Zug
- Zuger Wanderwege
- Zug Run – Für alle die gerne laufen
- Helsana Trails – für Spaziergänger/-innen oder Marathonläufer/-innen
- WaldParcours
- Spielplätze im Kanton Zug
- Bänkli finden im Kanton Zug
- Natürlich Zug – Freizeitaktivitäten in der Natur
- Pärke und Plätze der Gemeinde Cham
- Spaziergänge und Wanderungen im Kanton Zug
Weitere Angebote im Kanton Zug findest du unter der Rubrik «Themen».
Referenzen:
BAFU/BAG (Hrsg.) 2019: Umwelt und Gesundheit in der Schweiz. Eine facettenreiche Beziehung. Bundesamt für Umwelt und Bundesamt für Gesundheit, Bern. Umwelt-Zustand Nr. 1908: 61 S.
Classen, T. & Bunz, M. (2018). Einfluss von Naturräumen auf die Gesundheit – Evidenzlage und Konsequenzen für Wissenschaft und Praxis. Bundesgesundheitsblatt, 61, 720-728.
Coensel, B. D., Vanwetswinkel, S., & Botteldooren, D. (2011). Effects of natural sounds on the perception of road traffic noise. The Journal of the Acoustical Society of America, 129(4), EL148–EL153.
De Keijzer, C., Gascon, M., Nieuwenhuijsen, M. J. & Dadvand, P. (2016). Long-Term Green Space Exposure and Cognition Across the Life Course: A Systematic Review. Current environmental health reports, 3(4), 468–477.
Maller, C., Townsend, M., Pryor, A., Brown, P. & St Leger, L. (2006). Healthy nature healthy people: 'contact with nature' as an upstream health promotion intervention for populations. Health promotion international, 21(1), 45–54.